Money Design

 

 

Die Welt zahlt fair

 

Geschichte

Erste Ideen zum Konzept des Money Design kamen schon gegen Ende des 37. Jahrhunderts zur Zeit des Verhaltenskontrollsystems auf. Man versuchte, einen Weg zu finden, Geld noch enger mit den Werten zu verknüpfen, die es repräsentiert. So sollte es z. B. verschiedene Arten von Credits geben, die nur für bestimmte Zwecke und in klar definierten Bereichen und Branchen eingesetzt werden durften: Social Money (für soziale und karitative Zwecke), Culture Money (Kulturfinanzierung), Private Money (freies Geld für den privaten Handel), Science Money (Wissenschaft), Financial Money (Investment, Banken) usw. Dadurch, dass Geld ein Etikett bekäme, mit dem klar würde, welche Werte es repräsentierte und für welche Zwecke es demnach eingesetzt werden dürfte, sollte das Wuchern mit und Horten von Geld verhindert werden. Geld sollte wieder durch die Gesellschaft fließen und nicht in einigen wenigen Sackgassen enden, wo es nur noch sich selbst vermehrte. Das Konzept fand zunächst großen Zuspruch, nahm aber mit der Zeit eine immer unbedeutendere Rolle im Verhaltenskontrollsystem ein, wo ja nicht mehr das Geld an sich wichtig war, sondern das Verhalten derjenigen, die es ausgaben.

 

Es dauerte über fünf Jahrhunderte, bis die Idee des Money Design wieder aufgegriffen wurde. Im 43. Jahrhundert wurden zunächst in den USA, dann in weiteren Teilen der Welt Initiativgruppen gegründet, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, den Umgang mit Geld zu revolutionieren. Zunächst handelte es sich um private Projekte, die von einigen Milliardären gesponsert wurden und auf regionaler Ebene den Geldfluss an das alte Konzept des Money Design adaptierten. Im Gegensatz zum Einsatz im Verhaltenskontrollsystem war das neue System flexibler und gerechter - so gab es z. B. regionales Geld, das in der Region bleiben musste in der die Wertschöpfung stattgefunden hatte. So wurden mittelständische Betriebe gefördert, was wiederum einen leichten Wirtschaftsaufschwung zur Folge hatte. Da das System gut funktionierte und mehr Vorteile hatte als Verwaltungsaufwand, wurde es bald darauf (im Jahr 4298) testweise im US-Bundesstaat Georgia zum offiziellen Zahlungssystem. Es überzeugte die Bürger schon nach wenigen Jahren. Im darauffolgenden Jahrzehnt breitete es sich wie ein Lauffeuer über die gesamte USA aus und wurde schon im Jahr 4312 unter dem Namen "Wellpay" US-weit institutionalisiert. Daraufhin übernahmen auch andere Gebiete und viele große Unternehmen dies zum Vorbild für ihre eigenen Finanzkonstrukte. "Anderes" Geld geriet fortan immer mehr in Verruf und ein Staat oder Staatenbund, der etwas auf sich hielt, sah zu dass er Wellpay möglichst schnell in seinen Hoheitsgefilden einführte. Zwar existierte auch das herkömmliche Geld noch, allerdings immer mehr in digitaler Form, da keine entsprechenden Banknoten mehr gedruckt wurden. So verkam der "Classic Dollar" z. B. zum Zahlungsmittel für strukturschwache Regionen, verschuldete Staaten und fürs organisierte Verbrechen. Wer "sauber" sein wollte, zahlte fair und orientierte sich bei seinen Geschäften an dem neuen Währungskonzept.

 

Money Transfer System (MTS)

Das Geld floss. Die (US-)Regierung hatte jetzt nur noch die Aufgabe zu überwachen, in welchen Bereichen wie viel Credits im Umlauf waren und entsprechend mehr oder weniger Banknoten einzelner Geldkategorien drucken zu lassen. In extremen Fällen sinnloser Geldanhäufung konnte sie sogar einschreiten und Teile von Investitionskapital gesunder Firmen ummünzen, d. h. einem neuen Zweck zukommen lassen ("Financial Money" wurde so z. B. zu "Social Money"). Hierfür wurden die entsprechenden Banknoten eingezogen und neue ausgegeben. Wegen der hohen Summen, um die es hier ging, war es essentiell, dass staatliche Finanzprofis eng mit Beraterfirmen und Managern der entsprechenden Unternehmen zusammen arbeiteten, um neue Investitionskonzepte für die betroffenen Firmen zu entwickeln. Dabei kam es natürlich auch oft zu Streitigkeiten, die nicht selten vor Gericht endeten. Dies sollte aber einer der wenigen negativen Effekte des Wellpay-Systems bleiben …

 

Erbrecht und Money Design

Bei mehr als einem gewissen Betrag Erbsumme konnte man die Regierung bitten, bestimmte Gelder in andere Bereiche zu transferieren, also umzutauschen. Ein Service, der aber nur selten in Anspruch genommen wurde.

 

Money Evolution

Geld repräsentiert Werte. Und jeder Wert dient letztendlich immer mindestens einem Zweck. Ein zweckgebundenes Geldsystem ist daher viel rationaler als der Umweg über Wertediskussionen, die ja eigentlich in der Politik stattfinden sollten. Wenn eine Gesellschaft also erst einmal ihre Werte definiert hat, nach denen sie sich orientieren möchte, kann sie demnach ihre finanziellen Mittel gleich direkt für bestimmte Bereiche einsetzen, die für ihre Existenz unerlässlich sind. Politik ist dann nur noch das Instrument, den Geldfluss zu steuern und zu verhindern, dass Gelder (= Werte, Zwecke) unnötigerweise gehortet oder verschwendet werden. Im Gegenteil: Gelder müssen fließen, denn jede Wirtschaft, in der sie fließen, ist eine gesunde und vielen Mitgliedern der Wertschöpfungskette geht es besser. Durch die Einführung von "Wellpay" hatten Regierungen außerdem wieder viel mehr Macht und Möglichkeiten, die Wirtschaft zu beeinflussen. Unternehmen durften nicht mehr in Bereichen wuchern, die sie eigentlich nichts angingen. Superreiche konnten zudem durch das Money Transfer System dazu gebracht werden, ihr Kapital sinnvoller und zum Wohle aller einzusetzen und zu investieren. Geld, das sich einfach nur durch Zinserträge vermehrte und oftmals lediglich dem Luxus einiger weniger diente, wurde viel sozialer, da auch Zinsen letztlich demselben Zweck zugeführt werden mussten wie auch das Anlagekapital. Geldgerechtigkeit ist in einem solchen System also immer auch soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit. Die neuen Chancen des Geldmanagements hatten übrigens auch neue Unternehmen und Fakultäten (wie z. B. adaptive Volkswirtschaft) entstehen lassen, die sich mit der Verteilung von Werten und Geldern beschäftigten und Unternehmen und Regierungen darin beraten konnten - eine Entwicklung, die zuvor zwar schon existierte, aber noch in den Kinderschuhen steckte. Im Endeffekt hatte Money Design also einen sehr, sehr positiven Einfluss auf die gesamte Gesellschaft und Steuerungsmechanismen eingeführt, die viel flexibler auf soziale Entwicklungen reagieren konnten als zuvor Management und Politik.

 

RemTachment

Den Schritt an die Börse gehen Erinnerungen mit dieser Systematik. Über ein äußerst kompliziertes Überwachungs- und Analysesystem werden Erinnerungen mit Aktien verknüpft, sozusagen wie bei einer E-Mail an sie "angehängt". Das bedeutet, dass eine Aktie mit spezifischen für die Unternehmensentwicklung relevanten, mehr oder weniger legalen Mentalprojektionen audiovisuell "getached" wird und dadurch steigt oder fällt. Wer eine Aktie mit einer spezifischen, zufällig bezifferten Erinnerung kaufen will, muss erheblich tiefer in die Tasche greifen als bei einer Aktie ohne RemTachments. Es können auch mehrere Rems gleichzeitig erworben werden. Diese nennt man ReMerge-Aktien. Im Volksmund wird das Ganze der "gewisse RemTouch" genannt, wobei augenzwinkernd auf die dubiosen Geschäftspraktiken vieler internationaler Konzerne verwiesen wird.

 

Zurück zum Lexikon