Androidica

 

Über Androiden in MegaFusion

 

Einführung

Schon zu Beginn des dritten Jahrtausends wurden leistungsfähige Androidenmodelle entwickelt, die z. B. in der Raumfahrt, in Labors oder bei der Herstellung von hochsensiblen Produkten wie Computerchips eingesetzt wurden. Mitte des Jahrtausends, zur Zeit der großen Wirtschaftskrisen, wurde weniger in die Forschung und Entwicklung von Androiden investiert, was dazu führte, dass diese nützliche Technologie stagnierte und in der Öffentlichkeit wurden Androiden mit dem Etikett Produktionshelfer („Elektris“) völlig unterbewertet. Ende des Jahrtausends sollte sich das dann ändern. Riza García Jiménez, eine philippinische Androidenwissenschaftlerin und Unternehmerin, gründete im Gebiet Spanien das sehr erfolgreiche Unternehmen „Electries S. A.“ und brachte erstmals eine Reihe von Modellen heraus, die sich mit ihren berühmten Sciencefiction-Verwandten z. B. aus „Star Wars“ messen konnten. Viele neue Funktionen wurden in die Menschmaschinen integriert wie zum Beispiel eine umfangreiche Sprachdatenbank, ein Gleichgewichtssystem für den verbesserten zweibeinigen Gang oder eine Kommunikationsschnittstelle, die es ihnen erlaubte, sich selbst über das Internet upzudaten und sehr schnell Informationen und Dateien herunterzuladen. Diese neuen Modelle (immer noch „Elektris“ genannt) hielten Einzug in viele Privathaushalte, wo sie je nach Konfiguration im Haushalt mithalfen, als Gesprächspartner für ältere Menschen dienten oder einfach nur als Spielkameraden für Kinder. Die ausgereifteren Modelle waren in den Weltraumstationen und im Einsatz für die Wissenschaft zu finden. Außerdem arbeiteten viele Androiden in den Bergwerken des Mondes, wo sie unter Aufsicht gute Arbeit verrichteten.

 

Der große Boom

Im 31. Jahrhundert, als sich herauskristallisierte, dass Moon City erheblich ausgebaut werden würde, begann ein wahrer Androiden-Boom. Neue Firmen wurden gegründet, neue Regierungsprojekte ins Leben gerufen. Ihre Funktionsvielfalt und Intelligenz machte Androiden von da an zu beliebten halbautarken Arbeitskräften, die nahezu in jedem gesellschaftlichen Bereich zu finden waren. Ob im Büro oder im Stahlwerk – Androiden konnten extreme Temperaturen aushalten, brauchten keine Pause, kosteten lediglich den Anschaffungswert (der allerdings immer noch sehr hoch war) und hielten länger als ein Menschenleben. Insgesamt also viele Argumente für die Anschaffung solcher intelligenter Helfer. Langsam wurde auch die Öffentlichkeit sensibilisiert, das heißt, die menschähnlichen Maschinen wurden nicht mehr mit Schimpfworten oder Verniedlichungen verunglimpft, sondern waren mehr und mehr wichtige Partner im Arbeits- und Freunde im Privatleben. Schnell bildete sich eine pro-androidische Mehrheit heraus, die im 33. Jahrhundert sogar erreichte, dass einige der auf dem Markt befindlichen Modelle von der UNO die ersten Rechte zugesprochen bekamen. Dazu gehörte das Recht, gegen Angreifer gerichtlich vorgehen zu können, was aufgrund der zunehmenden Gewalt einer radikalen, roboterfeindlichen Minderheit gegen Androiden höchst notwendig war. Außerdem wurde einigen Modellen das Recht auf freie Meinungsäußerung gegeben. Auch durften sie nicht mehr wie Maschinen gehandelt werden, sondern bekamen je nach Funktionalität mehr oder weniger Rechte zugesprochen. Im Arbeitsrecht wirkte sich das so aus, dass viele Androiden gerechte Löhne einfordern (und –klagen) konnten, streiken durften, Gewerkschaften gründen konnten, in Betriebsräte aufgenommen wurden etc. Die gesellschaftliche Situation für Androiden verbesserte sich zusehends. Zwar gab es immer noch spezielle Wohngebiete für die „Halbautarken“, wie sie im Fachjargon hießen, das heißt, sie standen unter ständiger Beobachtung und mussten sich regelmäßig warten und überprüfen lassen und durften nicht wohnen wo sie wollten, sondern in speziellen, sehr kleinen Wohneinheiten, aber die Freiheiten hatten dank der Initiative „Pro Andro“ stark zugenommen. Voraussetzung für all diese positiven Änderungen war die UNO-Erklärung im Jahr 3293, die alle bereits vorhandenen und zukünftigen Androiden in drei Kategorien aufteilte: A, B und C.

 

Die Androidenklassen und -rechte

Klasse A: Menschen mit Implantaten. Die Grenzen zwischen Mensch und Maschine waren hier fließend – je mehr Implantate jemand besaß, desto weniger Rechte bekam er zugesprochen. Die Aufteilung war sehr kompliziert und führte zu vielen rechtlichen Streitereien zwischen Herstellerfirmen und Kunden.

Klasse B: Androiden mit Gehirn. Diese Klasse wurde zwar erst im 4. Jahrtausend durch die Biogenetik technisch möglich, aber die UNO-Erklärung inkludierte vorausschauend auch schon diese Klasse. Rechtlich handelte es sich hierbei noch um Menschen, vergleichbar mit Klonen. Wegen der starken Abhängigkeit von Technologie betrachtete man sie allerdings als Menschen zweiter Klasse und räumte ihnen dementsprechend weniger Rechte ein.

Klasse C: Menschähnliche Maschinen. Diese Modelle verfügten über die wenigsten Rechte, welche hauptsächlich darin bestanden, ihr Leben auf dem Arbeitsmarkt zu regeln. Im Privatleben konnten sie sich ihre Freiheit erkaufen, indem sie z. B. in abgeriegelte, spezielle Wohngebiete zogen, die auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet waren. Ihre Löhne waren zwar immer noch erheblich niedriger als die von Menschen oder höherklassigen Androiden, aber dies wurde durch die (in der Theorie zumindest) 24stündige Bereitschaft mehr als ausreichend kompensiert. Natürlich verfügte auch diese Klasse über die wichtigsten Grundrechte, die ihnen ein Leben in Sicherheit und Freiheit garantierten.

 

Androiden im 4. und 5. Jahrtausend

Seit Einführung der Androidenrechte mussten die Herstellerfirmen peinlich genau dokumentieren, welche Modelle sie zu welchem Zeitpunkt produzierten, denn Androiden galten als Halbmenschen und ihre Zerstörung oder Deaktivierung war ein Verbrechen, das unerbittlich bestraft wurde. Rechtlich machbar wurde eine marktgerechte Produktion dadurch, dass alle Androiden von der Weltregierung „angekauft“ wurden, dafür aber von den Androiden im Laufe ihrer Existenz sehr hohe Steuern bekamen. Dies wurde teilweise dadurch wieder ausgeglichen, dass die meisten Wohnungen von Androiden sehr klein waren (viele benötigten außer einer kleinen Dusche keine weiteren sanitären Einrichtungen wie Küche oder Toilette). Das einzige, was sie brauchten, war eine spezielle Ladevorrichtung, die allgemein als „Loader“ bekannt wurde. Wollten Androiden spezielle Zusatzfunktionen kaufen, die im 3. und 4. Jahrtausend nach und nach verfügbar wurden (z. B. künstlicher Geschmackssinn, künstlicher Magen oder verschiedene Services und Upgrades ihrer intellektuellen und körperlichen Fähigkeiten), konnten sie das je nach Kontostand tun. Die Grundfunktionen wie ihren Visor (Sehsinn), die Kommunikationsschnittstelle (CCU – Central Communication Unit) sowie andere wichtige Funktionen wie Tastsinn und Hörsinn mussten sie ihren jeweiligen Herstellerfirmen per monatlicher Überweisung bezahlen. Im 43. Jahrhundert entwickelte ein großer japanischer Konzern (Jiromoto) Upper-Class-Androiden, die mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet waren – einige konnten fliegen, andere besonders gut singen, tanzen oder sehr schwere Gegenstände heben. Diese „Superandroiden“ bekamen sehr hohe Löhne und wurden fast wie Menschen behandelt. Einige von ihnen wurden zu internationalen Popstars, halfen als „Supermen“ bei der Gesetzesbekämpfung oder forderten Spitzenlöhne für schwere Arbeiten ein. Sie lebten in großen, geräumigen Wohnungen, was ihnen den Neid der anderen Modelle einbrachte.

 

Lektüre

Ein gutes Beispiel wie ich die Androidenthematik in einer meiner MegaFusion-Stories verwendet habe, finden Sie in der Geschichte "Ein ganz, ganz mieser Tag", die in meiner Storysammlung "Menschgrenzen" enthalten ist. Auch "Der Entwicklungsplanet" (erschienen in "Prototypen und andere Unwägbarkeiten") oder "Der Neurohacker" thematisieren einige Aspekte des Robotermenschseins (kostenlos zu lesen in SpecFlash 13)

Interesse an meinen Büchern?

 

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