Infos zum MegaFusion-Roman

 

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MegaFusion "Up & Down"

 

Im Moment schreibe ich an einem MegaFusion-Roman, der vorauss. 2012 fertig wird. Eventuell wird es sich um drei Bücher in einem handeln - also eine kompilierte Trilogie sozusagen. Auf dieser Seite erfahren Sie alles zum geplanten Buch. Erste Leseproben folgen Ende 2010.

 

Klappentext

Irgendwann im 43. Jahrhundert: Ein Cop will mehr vom Leben, ein Terrorist kämpft für ein besseres und ein Partygirl will einfach nur geliebt werden. Arthur Goldman – Polizist, Lizenzjäger und Mutantenkiller –, dealt nebenbei mit dem Syndikat, der größten Verbrecherorganisation des Planeten. Auch die Scene X, ein neues Terrornetzwerk, interessiert sich für den Cop: er soll bei diversen Attentaten mithelfen. Doch vorher nimmt der Geheimdienst ihn fest und will ihn für seine ganz speziellen Zwecke missbrauchen ...

 

Leseprobe aus dem 1. Kapitel:

"WERBUMM

[Bild von einem Atompilz]

Vanilin® plus – wirkt in Null komma nix!

Erleben auch Sie die ultimative Schmerz-weg-Kraft von Vanilin® plus! In Null komma nix wird Ihr Kopfschmerz von Nanobots gescannt und gevanished. Mit ultrastarken Schmerzblockern ausgestattet, die mit einer Geheimformel schnell und direkt wirken! Vergessen Sie Ihren Schmerz und erleben Sie Vanilin® plus.

Das neue Vanilin® plus – extraschnell bei Kopfschmerzen.

Vanilin® ist ein Markenprodukt von HealthCare Unl. Jede unrechtmäßige Verwendung des Markennamens wird mit einer Strafe von bis zu 500 Credits geahndet. HealthCare Unl. garantiert nicht, dass Vanilin® auch bei Undergroundern wirkt. Wir wünschen allen Overgroundern eine schöne, kopfschmerzfreie Zeit!


Bullenmorgen

„Shit, hab ich Kopfschmerzen. Gleich mal ne Vanilin® schlucken, damit gehts einigermaßen. Jaaa, schon viel besser! Die Pillen brauchen nur n paar Minuten um zu wirken. Der Beipackzettel verspricht nicht zuviel: ‚Diese Pillen smoothen Sie nach einem stressigen Tag zu einem Level der Entspanntheit und Klarheit herunter. Aber nehmen Sie nicht mehr als zwei oder drei auf einmal, sonst fetzen sie Ihnen den Arsch weg!' Dermaßen smoothy und entspannt lass ich mir natürlich Zeit mit dem Frühstück, bin eh schon ne halbe Stunde zu spät dran, was solls, schön auf Cheng Li machen, hab Zeit wie n ausgestorbener Eisbär. Außerdem: Der Chef wirds nicht mal ansatzweise checken, was ich gestern gemacht hab, werd ihm einfach verticken, dass ich ner ganz heißen Kinderporno-Spur gefolgt bin die aber auf Glatteis geführt hat weshalb ich die Zeit die ich dafür verplempert hab auch heute einfach abzieh und später zum Dienst eintrudel ... sorry, arrivieren heißt es ja nach neuer Palaverordnung. Stimmt ja auch irgendwie, das mit der heißen Spur, nur eben nicht ganz so wie er sich das vielleicht vorstellt. Hach ja. Erst mal zurücklehnen und weitersmoothen.

Nur nicht an die Arbeit denken! Oder doch?

Hm, der Bullenjob ist eigentlich ganz okay, wenn ich nur nicht immer gegen die eigenen Leute vom Syndikat vorgehen müsste. Das haben die erstens nicht verdient und zweitens will ich keinen Knick mit den Bossen, die können echt heftig reagieren wenn was nicht so funzt wie die sich das einbilden. Letztens hat man so nen armen Wicht ohne Hoden aufgefunden – er lebte noch und meinte, sein Syndikats-Boss hätte ihm die Dinger abgeschnibbelt weil er seine Kollegen bei den Bullen verpfiffen hätte. Als treuer Gesetzeshüter kann einem so was natürlich nicht passieren, wir haben ne Extranarrenfreiheit was das angeht. Da gibt es ne ganz klare Regel: Die kleinen Fische darfste schnappen, bei den großen musste dir den Schwanz dick lügen. Auf der andern Seite siehts nicht anders aus – mein Bullenchef würd mich bestimmt killen wenn er spitz bekäm dass ich fürs Syndikat jobbe. Obwohl – der ist doch auch korrupt, ganz sicher. Wie fast jeder heutzutage. Brauchst die Leute ja nur mit n paar Credits anzufixen, schon machen sie dir den hockenden Pudel und mampfen deinen schimmligen Käse weil im Mülleimer kein Platz mehr dafür ist. Aber jetzt erst mal smoooothy, ganz locker den Kaffee zuende schlürfen und ruhig bleiben. Schön easy. Denn mit Koffein im Blut werd ich immer ruhiger statt higher. Muss wohl an meinem Blutzuckerspiegel liegen. Hey, soll ich euch mal was verraten? Ich werd den ganzen Tag heute einfach an mir vorübergleiten lassen wie n Glider der von übergestern ist, so als wenn ich ne psychedelische Surround-Mucke am Laufen hätte die mein Trommelfell schwippschwappen lässt wie nen sanften karibischen Wellengang.

Alles nur nicht arbeiten!

Weil ich nämlich echt keine Lust drauf hab mich auf Streife von irgendwelchen Pseudodealern anstressen und gefühlsmäßig hochfahren zu lassen. Dafür hab ich einfach zuviel Guthaben auf meinem illegalen Bankkonto. Scheiße, die ganze Bank ist illegal! Die könnten sich einfach mit meinen Credits davon machen. Aber die haben wohl zuviel Angst vor dem Syndikat. Viele meinen, das Syndikat sei überflüssig, aber wenn man mal genau drüber hirnt, ists schon gut, dass es so was gibt, zumindest besser als ne idealistische Rebellentruppe die son scheiß Krieg anfängt von dem keiner was hat, so was braucht die Welt nun überhaupt nicht, wir ham echt schon genug Probs. Der letzte Schluck Kaffee war wie immer eklig, jetzt sollte ich so langsam mal aus der Hüfte kommen ...“

 

Beschützte kleine Buben fliegen high

(Ein Highglider fliegt zu hoch)

„Ich schweb mit meinem illegalen Glider am Startpunkt und d ie Stadt ist wieder total high über mir, ich kann sie von hier unten absolut nullig überblicken, tausend Stockwerke erstrecken sich über meinem Kopf, ich glaubs nicht, scheiße ist das plussig. Wieder mal schweb ich überm Boden, bin bei den Highgliders dabei, kein Wunder, mein Fluggerät hat fünfzigtausend Credits gekostet, n Batzen für son armen Schlucker wie mich, das muss ich irgendwie wieder reinfliegen. Aber jetzt erst mal zum First Flash springen, ja so ist das gut, das klingt richtig abgefahren, und schon bin ich wieder high, zumindest ein wenig higher als gerade eben. Heute ist Zeitfahren, keine Zeit für lange Starts, ich will sofort und für immer los und nie wieder kommen, genau das hab ich vor heute morgen. Da in der Ecke hängt son beschissener Cop rum, ha! Komm doch, du Penner, da wirste aber gleich mal schön hinterher gucken du verschissener Bulle. Ich und meine Jungs werden dir schon zeigen was Highspeed ist, damit mein ich echten Speed, also velocity, nicht die Droge, wenn du mit deinem zugedröhnten Bullenschädel überhaupt noch kapierst was ich meine ...

50 Stockwerke über Normal-Null (nach dem ersten Flash).

Kacke, die andern hängen mich schon jetzt ab, das letzte Mal kam das erst nach dem zweiten Flash, da sollte ich aber mal langsam n bisschen Energie laden, ist ja schließlich nicht umsonst so teuer, mein Rave-over-the-stars Glider, den ich gerade mit meinen beiden Fingern lenke. Jaaa, ihr habt richtig gelesen, ich bin nicht son beschissener Typ der auf Automatik umschaltet und damit dann auch noch illegale Rennen fährt, ich bin n echter Realo der noch weiß was er mit dem Lenkstick anfangen muss um seinen Glider auf Hochtouren zu bringen. Der zweite Flash ist im Anflug, yeah, meine Hand bewegt sich, nur ein paar Zentimeter dann – jaaa! - geil, abgefahren, obergeil. Das war n Schub von 200 Stockwerken, verdammt, 200! Das müssen mir die andern erst mal nach machen. Vor mir schweben nur noch drei Glider, die krieg ich noch, spätestens beim übernächsten Schub. Der Cop liegt weit abgeschlagen irgendwo in der Mitte des Feldes, keine Ahnung wen der sich vorknüpfen will, also Blick weg vom Rückspiegel, so was hab ich nicht nötig, immer schön weiter nach vorne preschen, in die Ungewissheit meiner Endplatzierung hinein ...

Noch bin ich ziemlich weit unterhalb der Gebäudegrenze, fliege nicht über diesem Scheißstadtteil, kann nicht auf seine winzigen Scheißdächer und -fenster runterblicken, die mich mit tausend Lichtern anstarren, als wenn sie nichts Besseres zu sagen hätten als zu schweigen, verdammt. Da unten, unter der Asphalt-Decke, wo sich die Leute Rattenburger reinmampfen, weil sie zu wenig Credits für n besseren Lifestyle haben, da hab ich mein Leben zurück gelassen. Früher war ich n abgefuckter Motherfucker, der jeden Schwanz gelutscht hat der vom Overground runter und mit n paar Kröten rüber kam, aber heute bin ich frei, verdammt, so frei wie nur irgendein Undergrounder sein kann. Viel zu beschissen war mein Leben da unten aber auch: superkleine Bude, im minus 305ten Stockwerk, wo ich billige Lottochips an irgendwelche Lebens-Idioten vertickt hab, die was vom großen Glückskeks abknabbern wollten, denselben aber immer nur krümelweise vor die Füße geworfen bekamen und nen Arschtritt kriegten wenn sie sich danach bückten ... Nein, verdammt, ich will höher hinaus, weit über den Zero-Ground an die Oberfläche, mindestens in den mittleren Overground, wo's noch schön abgeht mit dem korrekten Lifestyle und man für ne Stunde ehrliche Arbeit noch genug verdient, um sich einigermaßen billig in irgend nem Vorstadtteil unterzumieten. Besser wärs natürlich im Promiviertel, zumindest sagen das alle. Da will ich auch irgendwann hin, wo die Soap-Stars rumlaufen und die Luft noch nicht durch Filter gepustet wird – wo die Miezen sich beim Sex noch ausziehen, weil sie keine Wunden zu verdecken haben, die man im Underground bekommt, weil die Luft für die eigene Haut kaum noch zu ertragen ist ...

Dritter Flash.

Und er kommt total plötzlich, hab noch nicht mal bemerkt, dass sich meine Hand aufs Tastenfeld bewegt hat, um ihr den Befehl einzutrichtern, der mich noch mal um 300 Stockwerke nach oben pustet, aber die Überraschung wars allemal wert – der Puls fiebert mit, tänzelt, steigt auf 180, und ich schwebe, nicht mal mehr in meinem Glider, sondern vor allem geistig, verdammt – meine Beine schweben im Kopf, so verquer fühlt sich das alles hier an. Unter mir seh ich die Mega-Stadt, die sich vor n paar hundert Jahren wie ne Planier-Raupe über große Teile des Planeten ausgebreitet hat und jetzt über viele Berge, stellenweise sogar im heiligen Himalaya in Richtung Exosphäre ragt. Die Ozeane sind natürlich noch da, auch n paar Inseln und Naturregionen als Rückzugsgebiete für seltene Tier- und Pflanzenarten, aber viele Gebiete des Planeten sind schon stadtbedeckt. Bin aber kein Öko, wenn ihr das jetzt meint. Ich interessier mich einfach nur n bisschen für Geschichte.

Nächster Flash.

Schon flieg ich im Affentempo an all den kleinen Fenster-Löchern vorbei, die diese Stadt zusammen halten. Dahinter wohnen Techniker, Programmierer, kleine Denker, Arbeitslose, Studenten – sie alle sind Partikel des großen Molochs, der fortwährend den Hals höher reckt und schreit: ‚ICH, UND NUR ICH HABE EXISTENZBERECHTIGUNG!' Okay, weiß auch nicht, woher ich das hatte mit dem ‚fortwährend' – muss wohl aus irgend nem Buch rausgehüpft sein, wo ich mich mal dran vorbeigelesen hab, aber stimmt schon, was da steht – vielleicht bis auf dass einem in diesem Drecks-Wälzer nicht verklickert wird, wie es unterhalb der Normal-Null-Grenze aussieht, im Underground, in den Löchern, wo man kaum noch atmen kann ...

Echt troposphärisch.

Ich befinde mich zwar noch im unteren Drittel der Troposphäre, aber mein Bauch bekommt schon Schmetterlinge und ich schwebe wie auf meinen ersten Flügeln, bekomm nen Riesenschub – gerade hat mich der fünfte Flash gepusht. Ich heb ab, noch höher, Richtung tiefes schwarzes Loch, das mich umgibt und überall nur Space genannt wird, weil es sich in alle Richtungen unendlich ausdehnt wie ne große schwarze Wolke mit kleinen Lichtern, die das ganze zusammen halten – ganz ähnlich wie hier, nur viel, viel größer. Verdammt – ich bin so nah dran, am tausendsten Stockwerk, dem höchsten der Gefühle: Mega-Kick, Schräg-Sprung, quer über das neue Dach der Welt und ab Richtung Stratosphäre, die nur einmal existiert und nicht auf mich wartet ...

Gerade bin ich so weit, will mich in den fünften Flash reinklinken, der mich noch höher raufkickt in die unendlichen Tiefen da oben – als vor mir das beschissene Licht auftaucht. Da hab ich schon mal von gehört, aber live hab ichs noch nie beschimpft. Was das ist, fragt ihr? Na, die große, durchsichtige Strahlenbarriere, die sich mit Hilfe mehrerer sich kreuzender Aluminium-Achsen über die Dächer der Welt – die so genannte Baugrenze – mit ihren Stockwerken legt, wie man es von unten, 200 Etagen tiefer, noch gar nicht so richtig sehen konnte. Das ist die Ban Wall , großes glänzendes Metallding, absolute Flug- und Baugrenze der Erdlinge und Ende meines Egotrips. Sie bedeutet totale Kontrolle über alles, was sich unter ihr aufhält, unter dem Deckmantel des ‚Schutzes lebenswichtiger Ressourcen und Systeme'. Wenn jemand durch sie hindurch fliegt, kommen sofort die Cops und bestrafen ihn/sie/es. Ich hab's nie geglaubt, aber jetzt grinst mich das beschissene unsichtbare Strahlennetzwerk an, als ob es mir viele große Striche durch die Rechnung gezogen hätte, verdammt, am liebsten würd' ich es ...

Cop stop.

Ja, du versch... Bulle. Natürlich weiß ich das – mein Fehler! Brauchst gar nicht so affektiert rumzuschweben, als wenn du mich gleich mit deinem nicht vorhandenen Traktorstrahl abführen würdest – ich will ja überhaupt nicht abhaun, weil der fünfte Flash ist doch eh schon seit mindestens 30 Nanosekunden vergessen! Oh Mann – da kommt der Typ an mein Heck geflogen und macht einen auf oberwichtig mit seinen Hyper-Zappern und blendet mich – viel zu hell das Ganze! Dann vertickt er mir mega-phonisch, dass ich gar nicht befugt bin durch die Ban Wall zu springen, wär alles total verboten und so weiter, und ich hör auch schon gar nicht mehr auf das Polizistengebrabbel – ja, ja, sag ich, hab ich auch schon gehört und drehe um, zeig dem Cop zum Abschied aber noch mal den geistigen Mittelfinger. Bockmist. Dann flitz ich das Rennen halt on earth weiter, wie die anderen Highglider, die in Wirklichkeit nicht mal im Traum dran gedacht haben, durch die oberste Grenze in die Stratosphäre zu starten, wo eigentlich noch mehr Ungewissheit auf sie wartet als hier unten in ihren kleinen dreckigen Kokons ...“